Appell für das Mammographie-Screening: Brustkrebs früh entdecken
12.12.2014
12. Dezember 2014
Sie wollen der aktuellen, oft sehr einseitig kritischen Berichterstattung über die Brustkrebsfrüherkennung etwas entgegensetzen. Mit einem gemeinschaftlichen Appell haben sich jetzt die am Mammographie-Screening in der Region Rhein-Neckar-Odenwald beteiligten Ärzte an die ärztlichen Kollegen gewandt.
„Wir Ärzte, die täglich mit den Resultaten des Mammographie-Screenings befasst sind und die mithilfe des Screenings identifizierten Brustkrebspatientinnen weiterbehandeln und nachversorgen, erleben die positiven Seiten des Screening-Programms“, heißt es in dem Schreiben, das sowohl von den programmverantwortlichen Ärztinnen als auch von zahlreichen Chef-, Ober- und Facharztkollegen aus den Bereichen Gynäkologie, Pathologie, Onkologie sowie Radiologie unterzeichnet ist. Für die Radiologie Weinheim unterstützt Prof. Dr. Andreas Steudel den Appell.
Die unterzeichnenden Ärzte weisen insbesondere darauf hin, dass durch das Screening sehr viele Brustkarzinome im Frühstadium gefunden werden. „Dadurch erfahren viele Patientinnen eine deutlich schonendere Therapie“, so Dr. Heidi Daniel, die programmverantwortliche Radiologin aus Mannheim. „Aus diesen Erfahrungen heraus sind wir überzeugt, dass sich das Screening positiv auf die Gesamtprognose und die Lebensqualität der Patientinnen auswirkt.“ Rund 80 Prozent der beim Screening entdeckten Karzinome sind kleiner als zwei Zentimeter. In der Regel haben sich dann noch keine Metastasen gebildet, betroffene Frauen können weniger belastend therapiert und die Brust kann häufiger erhalten werden. Zudem kann bis auf wenige Ausnahmen auf eine Chemotherapie nach der Operation verzichtet werden.
Seit dem Start vor sieben Jahren haben in Baden-Württemberg bislang rund 1,5 Millionen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren am Mammographie-Screening-Programm teilgenommen. Dieses Programm wird inzwischen deutschlandweit flächendeckend in eigens dafür geschaffenen und zertifizierten Mammographie-Einheiten angeboten. Die Region Rhein-Neckar-Odenwald kann mit beachtlichen Zahlen aufwarten: „Seit dem Start des Screenings haben wir 220.000 Frauen in den sechs zertifizierten Mammographie-Einheiten in Wiesloch, Weinheim, Mosbach, Mannheim, Heidelberg und Sinsheim untersucht“, so Daniel weiter.
Die nach wie vor in vielen Medien verbreitete Screening-Kritik bezieht sich vor allem auf eine Studie des dänischen Cochrane-Instituts, in denen der Nutzen des Screenings in Frage gestellt wird. Die Ärzte machen in ihrem Appell darauf aufmerksam, dass andere Studien, die zum Teil auf die gleichen Daten zurückgreifen, zu gegenteiligen Ergebnissen kommen. Aktuell zu nennen ist hier eine pankanadische Studie, veröffentlicht im Juli 2014 von der Britisch Columbia Cancer Agency, Vancouver, die von einer substanziellen Reduktion der Brustkrebssterblichkeit von 40 Prozent berichtet. Untersucht wurde hier das kanadische Mammographie-Screening mit rund 3 Millionen Teilnehmerinnen über einen Zeitraum von 19 Jahren.